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Wie soll unser Versuch aussehen, selbst wenn er fehlschlägt?


 
 

"Hier stimmt irgendwas nicht…"

So lautete vor kurzem unser Urteil nach einem Workshop. Uns ist auch wichtig, dass wir uns mit dem wohlfühlen, was wir tun.

Wenn wir uns nicht unmittelbar wohlfühlen, woran liegt das? Wie kommt es, dass wir manchmal nicht so arbeiten können, wie wir gerne arbeiten würden?

Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir uns zunächst fragen: Wie würden wir eigentlich gerne arbeiten?


 

Wer sich professionelle Sinnfragen wie diese stellt, stolpert früher oder später über Simon Sin(n)ek (sorry).

Wenn man bereit ist, über Werte in der eigenen Arbeit zu sprechen, lassen sich laut ihm meistens fünf Konzepte finden, die für die Arbeit einer Person, Gruppe oder Firma im Mittelpunkt stehen. Fünf deswegen, weil bei einer größeren Anzahl Schnittmengen entstehen, die sich einsparen lassen, um zu einer klareren Botschaft zu kommen.


Bevor wir aber bei LinkedIn laut Purpose rufen und uns günstig Zustimmung abholen: Werte sind nicht einfach Wörter, die sich gut anhören und bei denen man nicht erwischt werden will, wie man sie versehentlich nicht abnickt und reflexartig inspiriert ist.


Werte sind Formulierungen, die irgendwo zwischen Realismus und Idealismus stehen und performativ sind – also etwas mit dem zu tun haben, was man tatsächlich macht und nicht nur mit dem, was man sich erhofft und herbeiwünscht.


Also erst mal Post-its kleben!


Dass wir uns an etwas gestört haben, zeigt: In den einzelnen Köpfen müssen grobe Wertvorstellungen schon vorhanden sein. Anders ließe sich auf der Basis von deren Erfüllung oder Verletzung gar nicht erst ein Gefühl zur eigenen Arbeit entwickeln.

Die eigenen Vorstellungen auszuformulieren ist schwierig genug, aber es ist die Grundlage dafür, in einem großen Gesamtkopf, den wir als Unternehmen und Netzwerk darstellen, eine gewisse Klarheit und Einigkeit darüber zu erreichen und sich damit zu identifizieren, damit jeder sagen kann: So möchte ich sein und agieren.


Das Auftreten nach außen braucht also eine Grundlage: Was von anderen als Charakter oder Authentizität wahrgenommen wird, ist eigentlich das konsistente Handeln nach fest verankerten Werten.


Es wird konkret.


Die Begriffe, auf die wir uns bisher einigen konnten, sind: Demut, Kreativität, Bewusstheit, Hingabe, Ganzheitlichkeit.


Alles nichts, woran jemand Anstoß nehmen würde.

Fertig? Noch nicht.


 

Wenn wir Herrn Sineks Hinweis folgen, dass wir nicht nur konsensfähige Worthülsen brauchen, die sich niemand zu hinterfragen traut, sondern etwas, das wir täglich tun und mit Leben füllen können, müssen wir ins Detail gehen.

Hier gibt es zwei Fallen:

  1. Wenn wir über handlungsleitende Formulierungen sprechen, liegt es nahe, einfach die eigenen Werkzeuge aufzuzählen. Beispiel: Agilität. Ist sie ein Wert an sich oder erreichen wir durch sie etwas? Wir möchten hier deutlich trennen, was für uns einen Wert darstellt und mit welchem Werkzeug wir derzeit versuchen, ihm nachzueifern. Selbst wenn der Wert konstant bleibt, hoffen wir, dass wir regelmäßig neue, bessere Werkzeuge kennenlernen und diese aktualisieren oder austauschen können, ohne dass gleich die ganze Wertvorstellung in Gefahr ist.

  2. Wenn wir unsere Ideale beschreiben, liegt es nahe, in Wunschdenken zu verfallen und Dinge mit in die Liste aufzunehmen, die wir gar nicht in der Hand haben. Beispiel: Inspiration. Wir können etwas bewegen wollen – aber ohne Zwang lässt sich nur bewegen, was auch bewegt werden will.

Zwei Filter, die deswegen gut funktionieren und uns helfen, unseren Werte-Posteingang zu sortieren, sind diese:

  1. Bin ich sicher, dass ich nicht nur eine Methode zum Wert geadelt habe?

  2. Bin ich unabhängig davon, wie mein Gegenüber mitspielt?

Ist die Antwort zweimal ja, bin ich meiner Wertvorstellung ein Stück näher.


 

Wie geht es jetzt weiter?


Wenn beispielsweise Ganzheitlichkeit die erste Idee für einen Wert ist, dann ist eine Formulierung wie Ich gebe mich noch nicht zufrieden, wenn ich nur eine Perspektive auf etwas habe das, was die eigentliche Handlungsanweisung ist. Für Demut wäre ein Beispiel Wenn ich eine Lösung finde, rufe ich mir ins Bewusstsein, dass das nicht die einzige Lösung sein muss. Die Übersetzung aller Werte in wirklich handlungsleitenden Inhalt steht für uns also noch aus.

Wir glauben nicht, dass wir mit diesem Prozess an einen Punkt kommen werden, an dem wir ihn abschließen können und fertig sind. Aber wir sind uns sicher, dass wir damit drei Dinge leisten können: eine Art Inventur durchzuführen, einen Konsens zu finden und eine Richtung festzulegen. Beim nächsten Durchgang ist dann der Lagerstand anders, der Konsens auf der Basis von neuem Wissen ein anderer und es wird eine neue Richtung geben, da wir an einer neuen Stelle stehen.


Neben der Ausformulierung steht noch die Frage, wie wir Strukturen schaffen, in denen sich diese Werte leben lassen und es reizvoller ist, den langen Weg statt der moralischen Abkürzung zu wählen. Beides liegt noch vor uns.


Auf diesem Weg werden wir in unsere eigenen Werte hineinwachsen, unser Verständnis davon verfeinern, vielleicht sogar ganz neue Werte finden.


Wir verbleiben in der Hoffnung, dass der Post möglichst schnell veraltet, weil wir uns weiterentwickeln.




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