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Decoding Greenwashing - Ein Guide zu ethischer und nachhaltiger Mode

oder: Warum “grün” nicht gleich immer nachhaltig ist. 

Grüne Computertaste mit Aufschrift Greenwashing als Symbolfoto
Bildquelle: Canva Pro – Symbolfoto Greenwashing: grüne Taste auf Computertastatur

Nachhaltige Mode ist längst kein Trend mehr - sie ist ein Versprechen. Aber in einem Dschungel aus Labels, die mit Begriffen wie “green”, “conscious” und “eco” werben, droht genau dieses Vertrauen verloren zu gehen. 

Greenwashing, Greenhushing und Greenwishing sind drei unterschiedliche Kommunikationsphänomene mit jeweils eigenen Dynamiken, aber einem gemeinsamen Kern: Sie verschleiern mehr als sie erklären. Und sie machen sichtbar, wie komplex und manchmal widersprüchlich Nachhaltigkeitskommunikation heute noch ist. 

 Im Rahmen der EU Green Week haben wir zusammen mit unserer Partnerorganisation MaxTex ein Webinar zu diesem Thema gehalten. Weil uns wichtig ist, dieses Wissen auch über das Event hinaus zugänglich zu machen, haben wir die zentralen Inhalt hier im Blog für euch aufbereitet. Einen Einblick ins Event findet ihr außerdem in unserem LinkedIn Post.  

 In diesem Beitrag geht es darum, die Muster zu verstehen, ihre Unterschiede sichtbar zu machen und Perspektiven aufzuzeigen, wie sowohl Organisationen als auch Konsument*innen Verantwortung übernehmen können.


Greenwashing

Ob “eco-friendly” oder “klimaneutral” - diese Begriffe hat jeder schonmal gehört und obwohl sie gut klingen, bleiben sie ziemlich vage. Wenn beispielsweise ein T-Shirt als “nachhaltig” beworben wird, es jedoch keine Nachweise in Bezug auf Materialien, Produktion oder die Lieferkette gibt, spricht man von “Greenwashing”. Unternehmen nutzen diese Claims und Begriffe, um sich ein grünes Image zu verleihen – ohne dies transparent zu belegen. Diese Aussagen wirken beeindruckend, sind aber oft übertrieben, unpräzise oder schlicht falsch.


Greenhushing

Im Gegensatz dazu bezeichnet man das Verschweigen von Nachhaltigkeitsbemühungen als “Greenhushing”. Aus Angst vor rechtlichen Folgen, Kritik oder Perfektionismus werden ernstgemeinte Projekte und tatsächliche Fortschritte, wie z.B. faire Löhne, erhöhte Transparenz über die Wertschöpfungskette oder höhere Anteile an vielleicht sogar post-consumer recycelten Materialien, nicht kommuniziert und bleiben damit unsichtbar. Damit bleiben auch mögliche Potenziale wie ein verdienter Imagewandel oder bessere Konsument*innenbeziehungen ungenutzt.


Greenwishing

Greenwishing meint im Gegensatz dazu das Kommunizieren von ambitionierten Nachhaltigkeitszielen ohne konkrete Pläne oder Maßnahmen. Wer beispielsweise verkündet, bis 2035 klimaneutral produzieren zu wollen, aber keine Maßnahmen zur Umsetzung dieses Planes vorweisen kann, riskiert Glaubwürdigkeitsverlust. Die Absicht mag ehrlich sein, aber ohne belastbare Daten bleibt das Ziel ein Wunsch.


Greenwashing ist dabei allerdings nicht immer das Ergebnis bewusster Täuschung. Oft entstehen diese Kommunikationsmuster auch durch interne Missverständnisse: Informationen wandern beispielsweise zwischen verschiedenen Abteilungen ohne kritisch geprüft oder korrekt eingeordnet zu werden, Expert*innen im Bereich Nachhaltigkeit fehlen oder die Außenkommunikation wird routinemäßig an gewünschte Strategien und Marketingbotschaften angepasst.


Über Nachhaltigkeit zu sprechen kann sich anfühlen, wie ein Balanceakt zwischen Anspruch, Ehrlichkeit und Erwartungen. Zu viel sagen, zu wenig, oder einfach das Falsche sagen: In jedem dieser Fälle kann das Vertrauen der Kund*innen schnell ins Wanken geraten. 

Doch genau darin liegt auch eine Chance: Wer Fortschritte sowie Herausforderungen ehrlich und offen teilt und benennt, baut langfristige Glaubwürdigkeit auf. Dadurch wird nicht nur echte Wirkung geschaffen, sondern auch die Beziehung zu den Konsument*innen und innerhalb von Geschäftspartnerschaften gestärkt. Denn der Trend geht zur Authentizität in der Kommunikation, auch wenn es über eigene Fehler ist – und vor allem, wie man mit diesen umgeht.


Wie man authentisch über Fortschritte, blinde Flecken und Ungewissheiten kommuniziert, erzählen wir euch gleich. Jedoch hat Greenwashing viele Gesichter, die man nicht immer sofort erkennt. Die folgenden sieben Muster zeigen, wie Nachhaltigkeit in der Kommunikation oft missbraucht wird. Wer sie kennt, kann Greenwashingversuche schneller entlarven und bewusstere Entscheidungen treffen:


Die sieben Sünden des Greenwashings - und wie man sie erkennt


  1. Die Sünde der Lüge (Sin of Fibbing) 

    Falsche Aussagen über angeblich nachhaltige Produkte.

    Ein Paradebeispiel liefert der Fall Shein: Die Fast-Fashion Marke bewarb auf ihrer italienischen Website die “evoluSHEIN”-Kollektion als besonders nachhaltig aufgrund der Produkte aus recycelten Fasern. Doch eine Untersuchung der italienischen Wettbewerbsbehörde AGCM, über die unter anderem Reuters und AP News berichteten, offenbarte Widersprüche, denn die Kleidungsstücke selbst waren nicht recycelbar. Die Kommunikation ließ also wesentliche Informationen aus und bewarb bei den Konsument*innen angeblich umweltfreundliche Produkte. Damit erfüllt der Fall klar die Kriterien von Fibbing: Falsche oder irreführende Aussagen, die bewusst ein nachhaltiges Image erzeugen sollen.


  1. Die Sünde des Versteckens (Sin of the Hidden Trade-off)

    Ein positiver Aspekt wird hervorgehoben, während andere gravierende Umweltprobleme verschwiegen werden. 

    Ein typisches Beispiel ist die „Conscious Collection“ von H&M: Laut The Guardian bewarb die Marke die Linie als nachhaltig, da sie teilweise recycelte oder umweltfreundlichere Materialien wie Bio-Baumwolle oder Tencel enthielt. Was jedoch kaum kommuniziert wurde: Ein großer Anteil der Kleidungsstücke bestand weiterhin aus synthetischen Fasern wie Polyester– also Materialien auf Erdölbasis, die u.a. beim Waschen Mikroplastik freisetzen.Auch zum Energieverbrauch in der Produktion oder zur Wiederverwertbarkeit der Produkte schwieg die Marke. So entstand ein Bild von ganzheitlicher Nachhaltigkeit – obwohl in Wirklichkeit nur ein einzelner positiver Teilaspekt beworben wurde, während die gesamte ökologische Bilanz weiterhin problematisch bleibt. 

    Das ist ein klassischer Hidden Trade-Off: Ein positiver Punkt wird hervorgehoben, um von komplexeren Problemen abzulenken.



  2. Die Sünde der Unklarheit (Sin of Vagueness)

    Vage Begriffe und blumige Statements suggerieren Nachhaltigkeit, ohne konkreten Inhalt.

    Ein Beispiel dafür ist die Untersuchung der Kampagne „Join Life“ von Zara, die Produkte als „more sustainable“ (“nachhaltiger”) kennzeichnet. Doch was genau dieses „more“ bzw. mehr bedeutet, bleibt unklar. Es fehlen nachvollziehbare Standards, messbare Benchmarks oder überprüfbare Kriterien. Stattdessen wird auf allgemeine Begriffe gesetzt, die gut klingen, aber wenig greifbar sind. Zwar verweist Zara auf bestimmte Materialien wie Tencel oder recycelte Fasern – das ändert aber nichts am grundsätzlichen Fast-Fashion-Modell, das auf Massenproduktion, kurzen Zyklen und Konsummaximierung basiert.

    Die Nachhaltigkeitsaussagen sind dadurch oberflächlich und irreführend. Es entsteht der Eindruck einer umfassenden Verantwortungsübernahme für Umwelt und Soziales – ohne dass das Geschäftsmodell dies trägt.

    Grünes Kleidungsetikett mit Aufdruck Climate Neutral
    Bildquelle: Canva Pro – Kleidungsetikett mit Aufdruck ‚Climate Neutral‘ als Beispiel für Nachhaltigkeits-Claims
  3. Die Sünde des fehlenden Beweises (Sin of No Proof) 

    Ein Produkt wird als nachhaltig beworben, aber es gibt keine Daten, Zertifikate oder Nachweise, die Belege liefern.

    Ein prominentes Beispiel ist auch hier die „Conscious Collection“ von H&M. Die Produkte wurden mit Aussagen wie „aus nachhaltigen Materialien“ oder „besser für den Planeten“ beworben. Doch wie sich u. a. durch eine Untersuchung der norwegischen Verbraucherbehörde zeigte, fehlte es an klaren Belegen:

    • Es gab keine öffentlich zugänglichen Kriterien, die definierten, was ein Produkt „conscious“ machte

    • Es wurde kein produktbezogener Nachweis über Materialzusammensetzung oder Umweltwirkung erbracht

    • Auch Zertifikate oder Lebenszyklusdaten waren nicht transparent oder systematisch auffindbar

    H&M wurde infolgedessen zu einem der vielen Paradebeispiele für das, was passiert, wenn Marketingversprechen nicht belegt werden können. In den Niederlanden verlangte die Aufsichtsbehörde ACM Anpassungen an der Kommunikation und H&M versprach, 500.000€ an Umweltorganisationen zu zahlen. Außerdem wurde nach Kritik der norwegischen Behörde die Nutzung von Nachhaltigkeits-Scores (Higg Index) voerst gestoppt und in den USA läuft derzeit eine Sammelklage gegen H&M wegen irreführender Nachhaltigkeitswerbung.

    Die Entwicklungen zeigen: Greenwashing bleibt nicht ohne Konsequenzen - und das ist gut so. Denn sie eröffnen die Chance, Kommunikation neu zu denken: weniger Behauptung, mehr Haltung.  


  4. Die Sünde der falschen Siegel (Sin of Worshipping False Labels)

    “Umweltfreundlich”, “natürlich” oder “schadstofffrei” sind ungeschützte Begriffe, die sich gut anhören, aber ohne transparente Kriterien und unabhängige Zertifizierung aussagekräftig sind. 

    So auch im Fall von Zara’s „Join Life“-Label: Untersuchungen zeigten, dass keine klaren, öffentlich einsehbaren Kriterien vorliegen, nach denen ein Produkt dieses Label erhält. Zudem fehlt eine zertifizierende Drittstelle, die überprüft, ob diese Kriterien überhaupt erfüllt werden. Für Konsument*innen entsteht dadurch der Eindruck, es handle sich um ein glaubwürdiges, offiziell anerkanntes Nachhaltigkeitslabel – obwohl das nicht der Fall ist.

    Genau deshalb gilt „Join Life“ als klassisches Beispiel für die Sünde der falschen Siegel: Es wird ein Gefühl von Nachhaltigkeit vermittelt, das nicht auf überprüfbaren Standards basiert.


    Dieses Bild zeigt eine (unvollständige) Auswahl von frei erstellten Labels versus zertifizierten Labels zum Thema cruelty free products, also tierversuchsfreie Produkte.
    Bildquelle: ethical elephant - Übersicht offizieller und inoffizieller Cruelty-Free-Siegel (Kaninchen)
  5. Die Sünde der Ablenkung (Sin of Lesser of Two Evils)

    Ein Produkt wird als die “bessere” Wahl beworben, obwohl es grundsätzlich problematisch bleibt. Nachhaltigkeit wird dadurch relativiert.

    Ein aktuelles Beispiel ist die „Move to Zero“-Kampagne von Nike. Ziel der Initiative ist es, CO₂-Emissionen und Abfall auf null zu reduzieren. In der Kommunikation stehen Themen wie recycelte Materialien, effizientere Produktion und Klimaziele im Fokus. Doch eine genauere Analyse zeigt: Viele Produkte, die unter diesem Nachhaltigkeitsversprechen verkauft werden, bestehen weiterhin überwiegend aus neuen synthetischen Materialien wie Polyester oder Nylon, also Stoffen auf Erdölbasis, die nicht biologisch abbaubar sind.

    Laut einer Klage enthielten von 2.452 Produkten aus Nikes „Sustainability“-Kollektion nur 239 überhaupt recycelte Anteile. Der große Rest bestand aus klassischen Rohstoffen mit entsprechender Umweltbelastung. Trotz einzelner Fortschritte wird das Grundproblem – ein weiterhin überwiegend material- und ressourcenintensives Produktportfolio – kaum thematisiert.

    Damit steht Nike exemplarisch für die Sünde des „Lesser of Two Evils“: Einzelne Verbesserungen werden in den Vordergrund gestellt, um von größeren Schwächen abzulenken – was beim Publikum ein zu positives Gesamtbild erzeugt und damit die Wahrnehmung verzerrt.


  6. Die Sünde der Irrelevanz (Sin of Irrelevance)

    Manche Nachhaltigkeitssaussagen klingen auf den ersten Blick sinnvoll, halten aber keiner genaueren Prüfung stand, da sie keinen echten Umweltvorteil bieten oder längst gesetzlich vorgeschrieben sind. So wird beispielsweise damit geworben, dass ein Produkt “frei von bestimmten Schadstoffen” oder “tierversuchsfrei” sei. Doch auch dies ist mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal mehr, denn in der EU sind Tierversuche für kosmetische Produkte und Inhaltsstoffe seit 2013 vollständig verboten. Geregelt ist das in der EU-Kosmetikverodnung (EG) Nr. 1223/2009

    Wichtig: Dieses Verbot gilt für Inhaltsstoffe, die ausschließlich für Kosmetika entwickelt wurden. Rohstoffe, die auch in anderen Industrien wie Chemie oder Pharma zum Einsatz kommen, können nach wie vor getestet werden – ein Detail, das in Werbeaussagen oft untergeht.

    Bei der Sünde der Irrelevanz geht es also nicht nur um falsche Aussagen, sondern um bewusst ausgewählte, aber bedeutungslose Informationen, die Nachhaltigkeit suggerieren, wo keine ist.



Was sagt das Gesetz? Der rechtliche Rahmen für Green Claims

Greenwashing ist nicht nur ein ethisches Problem - es wird zunehmend auch ein rechtliches. Die Europäische Union hat erkannt, wie verbreitet und wirksam irreführende Umweltversprechen sind. Mit der geplanten Green Claims Directive (2026) und der Empowering Consumers for the Green Transition (EmpCo)-Verordnung (2027) schafft sie verbindliche Regeln für Nachhaltigkeitskommunikation:

  • Untermauerungspflicht: Umweltversprechen wie „klimaneutral“, „umweltfreundlich“ oder „nachhaltig“  müssen künftig mit konkreten, überprüfbaren Daten belegt werden und diese müssen für Konsument*innen leicht zugänglich und nachvollziehbar sein (z.B. auf dem Produkt, per QR Code oder wirklich einfach findbar online).

  • Verbot vager Aussagen: Allgemeine Begriffe ohne Kontext – etwa „grün“, „natürlich“ oder „eco“ – sind nicht mehr zulässig, wenn keine transparenten Kriterien und Daten dahinterstehen.

  • Verifizierte Labels: Umweltzeichen und Nachhaltigkeitszertifikate müssen unabhängig geprüft und anerkannt sein. Eigene "grüne" Logos verlieren ihre Glaubwürdigkeit – und ihre rechtliche Zulässigkeit.

  • Strafen: Im ursprünglichen Entwurf der Green Claims Directive drohten für irreführende Umweltversprechen Strafen von bis zu 4% des Jahresumsatzes. 


Der aktuelle Stand: Was passiert mit der Green Claims Directive?

Im Sommer 2025 wurde bekannt, dass die Green Claims Directive (GCD) im EU-Parlament auf Widerstand gestoßen ist. Einige Stimmen fordern, Kleinstunternehmen von der Regelung auszunehmen, um Überregulierung zu vermeiden. Dieses Zurückrudern hat vor allem das Ziel, kleine Betriebe zu entlasten - eine Anpassung, die durchaus nachvollziehbar ist, jedoch nichts an der grundlegenden Stoßrichtung ändert.

Es ist wahrscheinlich, dass die Initiative in angepasster Form in Kraft treten wird. Denn auch ohne GCD gilt bereits heute: Umweltversprechen müssen wahr, belegbar und nicht irreführend sein nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG). Mit der EmpCo-Verordnung (Richtlinie EU 2024/825), die bis spätestens 27. September 2026 in nationales Recht umgesetzt werden muss, wird dies sogar noch konkreter. 

Die mögliche Entkräftigung der Green Claims Directive ändert also wenig am Handlungsbedarf. Wer sich jetzt vorbereitet, gewinnt an Glaubwürdigkeit, Rechtssicherheit und Vertrauen im Markt. 


Recycling-Symbol ausgeschnitten in grünem Karton, dahinter bunte Kleidungsstücke
Bildquelle: Canva Pro – Recycling-Symbol mit Kleidungsstücken, Darstellung für Textilrecycling und Kreislaufwirtschaft

Was bedeutet das konkret für Unternehmen?

Nachhaltigkeit sichtbar, glaubwürdig und wirksam zu kommunizieren, ist daher in heutigen Zeiten eine strategische Notwendigkeit. Die gute Nachricht: Wer sich frühzeitig ehrlich aufstellt, stärkt nicht nur die Beziehung zu Kund*innen, sondern auch das Vertrauen von Partner*innen, Mitarbeitenden und Investor*innen. 


Die wichtigsten Schritte lauten: prüfen, belegen, kommunizieren – und zwar ehrlich.

Unternehmen können dabei ganz konkret hier ansetzten:

  • Bestehende Nachhaltigkeitsaussagen & Labels systematisch auditieren

Welche Claims sind noch tragfähig? Wo fehlt es an Substanz? Der erste Schritt ist, die eigenen Kommunikation und genutzte Siegel oder auch Label Designs auf Lücken oder Risiken hin zu überprüfen 

  • Nur noch mit belegbaren Fakten, zertifizierten Siegeln und konkreten Fortschritten arbeiten

Das bedeutet: Weniger Buzzwords, mehr Substanz. Wer Zertifikate nutzt, sollte sie erklären. Wer Ziele formuliert, braucht messbare Meilensteine und transparente, sinnvolle Maßnahmen. Wer sich engagiert, darf und sollte auch über Zwischenschritte und Herausforderungen sprechen. 

  • Kommunikation- und Marketingteams (im Bereich Nachhaltigkeit) gezielt weiterbilden

Nachhaltigkeit ist kein reines Fachthema mehr, sondern gehört ins Herz der Markenkommunikation. Das bedeutet, cross-funktionale Teams brauchen Know-how, Sprache, Haltung und das Vertrauen, auch mit Unsicherheiten und Nichtwissen professionell umzugehen. 

  • Transparenz über Perfektion stellen

Es geht nicht darum, schon “fertig” zu sein. Sondern darum, den Weg nachvollziehbar zu machen. Wer auch blinde Flecken benennt, wirkt nicht schwach, sondern glaubwürdig. Genau das ist ein starker Wettbewerbsvorteil - und dieser Trend zeichnet sich jetzt bereits deutlich ab.

  • Nachhaltigkeit strategisch in Kommunikation und Kultur integrieren 

Greenwashing ist oft kein Kommunikationsproblem, sondern ein Symptom innerer Widersprüche. Wenn das, was gesagt wird, nicht zu dem passt, wie im Unternehmen entschieden, produziert oder geführt wird, entsteht ein Bruch. 

Glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation braucht deshalb mehr als gute Worte: Sie braucht eine Kultur- und Unternehmensstrategie, die Nachhaltigkeit überall mitdenkt, mitträgt und auch intern lebt. 


Was können Konsument*innen tun?

Auch wir als Konsument*innen haben Einfluss. Denn: Je bewusster wir hinschauen, desto schwieriger wird es für Unternehmen, mit Greenwashing durchzukommen. Das heißt nicht, dass du jedes Mal stundenlang recherchieren musst. Schon kleine, schnelle Checks können helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen.


Darauf kannst du achten:

  • Klare, konkrete Sprache: Steht drin, was genau gemeint ist und worauf sich die Aussage bezieht (Material, Produkt oder gesamte Marke)? 

  • Belege & Nachweise: Gibt es Zertifikate, Berichte, Lieferketteninfos und andere nachvollziehbare Daten? 

  • Transparenz zu Herausforderungen: Seriöse Marken sprechen auch offen über Baustellen und laufende Verbesserungen - nicht nur über das, was schon glänzt. 

  • Prozess statt Perfektion: Glaubwürdige Kommunikation zeigt Fortschritt und Meilensteine, nicht nur große Versprechen ohne Kontext

  • Externe Validierung: Achte auf Siegel und Prüfungen durch unabhängige Stellen oder Watchdogs. 


Woran du Greenwashing erkennst:

Diese Anzeichen sollten bei dir die alarmglocken klingeln lassen: 

  • Vage Wohlfühl-Versprechen wie “planet positive” oder “net zero” ohne klare Definition, Zeitplan oder Daten.

  • Buzzwords ohne Substanz - es klingt gut, aber du findest keine Belege oder Details.

  • Grüne Kulisse statt grüner Inhalt - viel Naturbildsprache, aber keine belastbaren Infos. 

  • Einzelne Vorzeigeprodukte werden groß gefeiert, während der Rest des Sortiments unverändert bleibt. 

  • Materialfokus ohne Gesamtblick - z.B. Bio-Baumwolle, aber kein Wort zu Arbeitbedingungen, Transport oder Haltbarkeit.


Wenn du wenig Zeit hast

Manchmal fehlt die Kapazität für tiefe Recherchen - und das ist okay! Denn es gibt Tools, die schnell Orientierung geben: 

  • Good on You: bewertet Modebrands nach sozialen und ökologischen Kriterien (von “Große Verbesserungen nötig” bis “Hervorragend”).

  • siegelklarheit.de oder labelinfo.ch - prüfen Siegel und Labels auf Glaubwürdigkeit.

  • Gezielt nach Nachhaltigkeitsberichten bzw. -fakten und -zahlen fragen - denn jede Nachfrage sendet das Signal: “Transparenz ist mir wichtig!”

Merke: Selbst kleine, bewusste Schritte summieren sich. Jede kritische Frage, jeder Check und jede informierte Kaufentscheidung macht es Greenwashing ein Stück schwerer, unbemerkt zu bleiben. 


Good Practices: Es geht auch anders

Zum Schluss möchten wir dir noch ein paar Good Practice Beispiele zeigen, denn es gibt jetzt schon Marken, die kosistent und authentisch zeigen: Es geht anders.


VAUDE – Green Shape

Kreislauf-Infografik VAUDE Green Shape mit Design, Materialien, Produktion, Gebrauch und Recycling
Bildquelle: VAUDE – Ausschnitt aus der Green Shape Infografik (Kriterien für nachhaltige Outdoor-Produkte)

Das deutsche Outdoor-Label VAUDE gilt als Vorreiter in Sachen nachhaltiger Unternehmensführung. Mit dem firmeneigenen Label Green Shape bietet VAUDE eine klare Orientierungshilfe für Konsument*innen. Das Label basiert auf transparenten Kriterien, die regelmäßig aktualisiert und durch unabhängige Prüfungen verifiziert werden. Im Zentrum stehen der gesamte Produktlebenszyklus, faire Arbeitsbedingungen, langlebige Materialien sowie umweltfreundliche Produktionsprozesse und Verbraucher*innen finden auf der Website und auf dem Produkt selbst umfassende Informationen, welche Anforderungen erfüllt sind - bis hin zur Recyclingfähigkeit und sozialen Verantwortung entlang der Lieferkette.


COOP – Naturaline

Auch die Schweizer Einzelhandelskette COOP zeigt mit ihrer Marke Naturaline, wie glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation funktioniert. Alle Textilien bestehen aus 100% zertifizierter Bio-Baumwolle. COOP arbeitet mit anerkannten Fair-Trade-Organisationen zusammen und garantiert transparente Lieferketten vom Anbau bis zur Verarbeitung. Besonders hervorzuheben: Naturaline veröffentlicht regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte, in denen Fortschritte, Herausforderungen und nächste Schritte offen dargelegt werden. Konsument*innen erhalten sie nicht nur ein ethisches Produkt, sondern auch tiefe Einblicke in die dahinterliegenden Prozesse. 

Vergleich offizieller und inoffizieller Cruelty-Free-Logos für Kosmetikprodukte
Bildquelle: Naturaline - Naturaline Nachhaltigkeitsinitiativen von Bio-Baumwolle bis zur fairen Produktion

Diese beiden Beispiele zeigen: Nachhaltigkeit braucht keine Superlative, sondern Klarheit, Transparenz und ein echtes Engagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette. 


Fazit: Transparenz ohne Perfektion

Greenwashing lebt in der Lücke zwischen Anspruch und Realität. Wer heute mit Nachhaltigkeit wirbt, trägt Verantwortung – und die umschließt auch ehrliche Kommunikation.


Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen. Es geht darum, den Weg transparent zu zeigen. Schritt für Schritt. Mit Haltung.


Du willst deine Nachhaltigkeitskommunikation auf den Prüfstand stellen? Du willst wissen, wie deine Marke ehrlich über Nachhaltigkeit sprechen kann?

Lass uns ins Gespräch kommen. Wir unterstützen Organisationen dabei, verantwortungsvoll zu kommunizieren – mit Haltung, Substanz und Wirkung.


Zum Beispiel können wir euch helfen bei …

  • Audit & Strategiecheck 

    • Wir analysieren eure aktuelle Positionierung und Kommunikationsstrategie mit Blick auf künftige Compliance-Anforderungen, ungenutzte Potentiale, blinde Flecken und Chancen für stärkere Beziehungen zu Kund*innen, Partner*innen und Investor*innen. 

  • Strategieentwicklung & Umsetzung

    • Wir entwickeln maßgeschneiderte Nachhaltigkeitsstrategien – mit klarer Roadmap und praxisnaher Begleitung bei der Umsetzung.

  • Trainings & Workshops 

    • Wir qualifizieren eure Tems - von Greenwashing-Prävention über rechtssichere Nachhaltigkeitskommunikation bis hin zu Storytelling mit Haltung

  • Krisen- und Reputationsmanagement

    • Wir helfen euch, auf Kritik oder Krisen im Nachhaltigkeits- und ESG-Bereich schnell, transparent und konstruktiv zu reagieren - damit Vertrauen erhalten bleibt


Jetzt unverbindlich anfragen: info@yneo.org oder direkt ein kostenloses Erstgespräch vereinbaren. 

Mehr über unsere Arbeit zu nachhaltiger Unternehmensentwicklung findest du hier.




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Anahita Ebby Shirazi

Nachhaltigkeits Managerin & -Beraterin






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Franziska Klaß

Werkstudentin Projektarbeit Nachhaltigkeit





 
 
 

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